Meist läuft es ganz unbewusst und nebenbei, dass man erst nach dem Losfahren das Navi einstellt, Musik aussucht oder schnell noch eine Nachricht per Handy absetzt. Solche oder ähnliche Tätigkeiten beim Fahren lenken stärker ab als man denkt. Je nach Geschwindigkeit sind auch schnell größere Fahrstrecken zurückgelegt. Das kann besonders in unübersichtlichen Verkehrssituationen gefährlich werden.
Lärmende Kinder auf dem Rücksitz, ein intensives Gespräch mit der Beifahrerin, Essen oder Rauchen – all das lenkt ab vom Verkehrsgeschehen. Solche Phasen der Unaufmerksamkeit sind kein neues Phänomen. In unserer digitalen Zeit sind allerdings viele Quellen dazu gekommen, die während des Fahrens ablenken. Besonders junge Fahrer:innen, denken oft gar nicht daran, auf das Handy zu verzichten, während sie hinterm Steuer sitzen. Aber auch die modernen Bordcomputer und Infotainmentsysteme im Auto lenken beim Fahren ab.
In einer Befragung des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) 2012 gab jede/r zweite Autofahrer:in an, durch kurze Ablenkungen schon einmal in eine gefährliche Fahrsituation geraten zu sein. In Deutschland wird das Phänomen „Ablenkung“ als Unfallursache bisher statistisch nicht erfasst. In der Schweiz hingegen schon – laut Verkehrs-Club Schweiz mit deutlichem Ergebnis: 2013 fielen etwa 30 Prozent aller Unfälle, bei denen Personen verletzt oder getötet wurden, in die Kategorie Ablenkung und Unaufmerksamkeit.
Professor Mark Vollrath (TU Braunschweig) hat die Arten der Ablenkung im Straßenverkehr untersucht und in drei Kategorien aufgeteilt: Visuelle Ablenkung – Bedienung von Navigationsgeräten, Smartphones, Bordcomputer, etc., Mentale Ablenkung – Gespräche, Telefonate, lautes Musikhören, Motorische Ablenkung – Suchen von Gegenständen, Rauchen, Essen, Geräte bedienen.
Die Zeiten dieser „fahrfremden Tätigkeiten“ im Auto sind unterschiedlich lang und während dieser Unaufmerksamkeitsphasen steigt das Unfallrisiko um das Fünf- bis Sechsfache an (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur – BMVI). Besonders sogenannte PDAs, persönliche digitale Assistenten, die in den Wagen mitgebracht werden und für den Betrieb im Auto nicht optimiert sind, verursachen die längsten Bedienzeiten und somit die längsten Unaufmerksamkeitsphasen. In Simulatorstudien in den Jahren 2014/2015 haben die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) und das Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften (WIVWW) die durchschnittlichen Bedienzeiten festgestellt: Etwa 25 Sekunden dauert es, eine komplexe Internetseite auf dem Smartphone zu lesen; eine Nachricht zu schreiben, dauert 23 Sekunden; eine Telefonnummer zu tippen sieben Sekunden und eine Nachricht zu lesen fünf Sekunden. Das klingt erst mal kurz, doch wenn man sich vergegenwärtigt, welche Strecken in dieser Zeit bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten zurückgelegt werden, wird das Gefahrenpotenzial deutlicher:
Während der rund 25 Sekunden, die es braucht, um eine Internetseite auf dem Smartphone zu lesen oder GPS-Daten einzugeben, rollt ein Auto bei Tempo 30 knapp 209 Meter weit, bei Tempo 100 sind es bereits 695 Meter. Selbst in den sieben Sekunden, um eine Nachricht zu lesen, ist das Auto bei Tempo 100 fast 200 Meter weiter und selbst bei Tempo 50 sind es schon 97 Meter.
Nach einer Studie der Universität Utah (USA) war die Fahrtüchtigkeit beim Telefonieren ähnlich eingeschränkt wie bei Fahrer:innen mit einem Blutalkoholwert von 0,8 Promille.
Den aktuellen Bußgeldkatalog zum Handygebrauch finden Sie hier
Neben den angedrohten Strafen , scheint es sinnvoll, die Risikokompetenz junger Fahrerinnen und Fahrer zu stärken und eine Verhaltensveränderung durch sachliche Informationen anzuregen. Hier einige Empfehlungen für Verhaltenstipps:
Vor der Fahrt:
Während der Fahrt:
Weitere Informationen:
http://www.abgelenkt.info/
Hier finden Sie Informationen zum Thema Abgelenkt, Materialien für Jugendliche und Erwachsene, Literatur Filme und Broschüren zum Download.
http://www.bast.de/DE/Publikationen/Foko/Downloads/2015-02
Simulatorstudie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zu Ablenkungswirkung fahrfremder Tätigkeiten.
Literaturtipp:
Kettwich, Carmen: Ablenkung im Straßenverkehr und deren Einfluss auf das Fahrverhalten, KIT Scientific Publishing, Karlsruhe 2014.
Große Mengen ab 15 Exemplaren bitte per E-Mail beim Drogenreferat der Stadt Frankfurt anfordern
drogenreferat@stadt-frankfurt.de
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